Der Pathologe: Lotse der klinischen Medizin

Das Arbeitsspektrum der Ärzte für Pathologie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend gewandelt. Durch die rasanten medizin-technischen Fortschritte in der intravitalen Gewebegewinnung (Endoskopie, Stanzbiopsien etc.) steht heute die intravitale Diagnostik an erster Stelle des Aufgabenbereichs in der Pathologie.

Die Diagnosen beinahe aller gut- und bösartiger Tumoren, vieler spezifischer Entzündungen aber auch degenerativer Erkrankungen müssen primär durch den Pathologen gesichert werden. Es gibt praktisch keine Krebsdiagnose, die nicht der Arzt für Pathologie gestellt hat, wobei insbesondere die Typisierung des Tumors, die Bestimmung des Malignitätsgrades und des Ausbreitungsstadiums entscheidend für die weitere Therapie sind. Kein anderes technisches, bildgebendes oder labormedizinisches Verfahren kann diese optisch-morphologische Kontrolle im Mikroskop des Pathologen ersetzen, so dass der Pathologe heute eine Schlüsselstellung nicht nur in der Diagnostik, sondern auch in der Therapie und Verlaufskontrolle eines Tumorleidens einnimmt und zu Recht als „Lotse in der Therapie“ bezeichnet wird. Zytologische Untersuchungen, z.B. in der Krebsvorsorge, intraoperative Schnellschnitt-Untersuchungen und nicht zuletzt klinische Obduktionen Verstorbener zur Qualitätssicherung ärztlichen Handelns ergänzen das breite Spektrum der Tätigkeit des heutigen Pathologen, ebenso wie wissenschaftliche Untersuchungen zur Tumorentstehung. Auch die immunhistochemische oder molekularpathologische Bestimmung biologischer Prognosefaktoren oder chemotherapeutischer Zielstrukturen am Tumorgewebe, z.B. von Hormonrezeptoren, Wachstumsfaktoren oder Genveränderungen, sind für die weitere Therapie und den Verlauf eines Tumorleidens von entscheidender Bedeutung und gehören heute zum Routinealltag des Pathologen.